Wieso wird das Geld nicht eingetrieben?
Spaniens Fußball-Erstligisten schulden dem spanischen Staat über 1 Milliarde Euro / Ulmer schreibt an Europäische Kommission und fordert unverzügliche Prüfung
Nicht nur Griechenland, sondern auch Spanien gilt als Wackelkandidat innerhalb der Eurozone. Aktuell beschäftigen sich in Brüssel die EU-Finanzminister unter anderem auch mit Spaniens Sparbemühungen und der spanischen Bankenreform. Einer, der genauer hinschaut, ist der Europaabgeordnete Dr. Thomas Ulmer, von welchem unter anderem sowohl EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia als auch EU-Kommissarin Androulla Vassiliou in diesen Tagen Post erhalten. Inhalt: schnellstmögliche Klärung der Vorwürfe hinsichtlich möglicher illegaler Subventionen im spanischen Fußball.
"Nach meinen Informationen stehen Spaniens Erstliga-Fußballvereine mit rund 3,5 Milliarden Euro in der Kreide, davon über 1,3 Milliarden Euro an Steuer- und Sozialversicherungsschulden. Zahlen, die einem die Schuhe ausziehen", sagt Ulmer und ergänzt: "Bei uns in Deutschland könnte hier keiner mehr für einen dieser Klubs die Fußballschuhe anziehen, da wäre der `Laden´ schon lange geschlossen."
Ulmer weiß, wovon er spricht, seit über 20 Jahren ist der Europaabgeordnete auch Präsident der Spielvereinigung Neckarelz, die 1. Mannschaft der Neckarelzer spielt in der Oberliga Baden Württemberg.
"Profi-Fußballvereine sind nichts anderes als Unternehmen", so Ulmer weiter, "hier muss sauber, solide und ordentlich gewirtschaftet, hier muss Geld verdient werden. Natürlich spielt der Fußball in Spanien eine besondere Rolle, das ist bekannt. Allerdings schlägt es dem Fass den Boden aus, wenn der spanische Staat seine Steuern nicht eintreibt und wenn ferner ein Minister der spanischen Regierung offen darüber nachdenkt, den Fußballvereinen den Großteil der Schulden erlassen zu wollen.
Es geht hier um über eine Milliarde Euro - und dies bei der aktuellen Finanz- und Wirtschaftssituation Spaniens. Es ist auch nicht akzeptabel, wenn nun vereinbart wird, dass diese Vereine, die sich Fußballstars für Millionen leisten und weit über ihre Verhältnisse leben, ihre Schulden erst zu einem späteren Zeitpunkt zurückzahlen müssen. Auch das ist eine Wettbewerbsverzerrung. Angesichts der Höhe der Schulden stellt sich aber die grundsätzliche Frage: Wie sollen die Vereine diese Beträge überhaupt zahlen können? Und am Ende sind alle pleite und Europa soll das mitfinanzieren? Nicht mit mir."
